So war es in der DDR: ZeitzeugInnen im Gespräch

Am 21. Juni 2024 fand an unserer Schule ein besonderer Tag statt, der vielen von uns in Erinnerung bleiben wird: Der Zeitzeugentag über die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Sieben ZeitzeugInnen, die die DDR erlebt haben, besuchten uns, die 10. Klassen des HLG, um ihre persönlichen Geschichten und Erlebnisse mit uns zu teilen: Gabriele Hufnagel, Uwe Kaspereit, Dr. Lutz Hoffmann, Dr. Jochen Barthel, Peter Heinrichs, Ingo Otto und Arne Schirmann. Für uns Schülerinnen und Schüler bot sich also eine tolle Gelegenheit, uns diesen Teil der deutschen Geschichte nicht nur aus dem Lehrbuch zu erschließen, sondern uns ganz viel persönlich erzählen zu lassen.  

Matilda, eine von uns SchülerInnen, brachte es treffend auf den Punkt: „Mir hat es besonders gefallen, Eindrücke einer ganz anderen, für mich unbekannten Zeit, zu sammeln. Obwohl die Zeit, in der Deutschland in zwei Staaten geteilt war, nicht sonderlich lange her ist, sind die Geschichten aus der DDR eine ganz andere Welt für mich.“ Diese andere Welt, die Matilda beschreibt, wurde nun für uns lebendig.

Die Geschichten der ZeitzeugInnen reichten von mutigen Fluchtversuchen über den Widerstand gegen das politische System im Kleinen bis hin zu ganz persönlichen Erlebnissen aus dem DDR-Alltag.

Besonders bewegend war für viele von uns die Geschichte von Uwe Kaspereit, der im Alter von etwa 19 Jahren versuchte, aus der DDR auszureisen und einen Ausreiseantrag stellte. Er fühlte sich eingesperrt, wollte das System nicht weiter unterstützen und einfach frei sein. Für diese Haltung wurde er sogar inhaftiert. Nuria, die mit ihrer Gruppe an seiner Diskussionsrunde teilnahm, erzählte später: „Wie muss es gewesen sein, sich der Meinung seines Vaters und dem System entgegenzustellen, mit gerade mal 20 im Gefängnis zu landen, nur weil man gern die Welt entdecken und Reisefreiheit genießen möchte?“

Auch die der ehemaligen DDR-Bürgerin Gabriele Hufnagel, die als einzige Frau unter den ZeitzeugInnen anwesend war, haben uns sehr beeindruckt. Sie erzählte, wie sie sich in ihrer Schulzeit weigerte, die geltenden Meinungen und Ansichten der Regierung zu unterstützen und sich dem System anzupassen. „Ich fand es bemerkenswert, dass die ZeitzeugInnen ihre Geschichten so offen erzählt haben, weil ich glaube, dass viel Mut dazugehört.“, findet Joleen.

Der Zeitzeugentag war nicht nur eine Gelegenheit, um aus erster Hand etwas über die DDR zu lernen, er bot uns auch die Möglichkeit, nachzufragen. Merle fasste das so zusammen: „Besonders gut fand ich, dass wir ganz viele Fragen stellen konnten, statt eine Präsentation nach der nächsten zu hören. Die Erzählungen der ZeitzeugInnen haben uns einen tiefen Einblick in das Leben in der DDR ermöglicht und unseren Horizont erweitert.“ Dass wir uns auf diese Art und Weise intensiv austauschen konnten, machte die Geschichte für uns greifbarer und realer. Und auch Kajsa ist der Meinung, dass die Form, sich zusammenzusetzen und über Erlebnisse und Ereignisse persönlich zu reden, am Ende besser in den Köpfen bleibt: „Das bringt es einem irgendwie näher und es ist greifbarer als manchmal, wenn ich im Geschichtsbuch lese.“ Wenn wir also heute Dinge über die DDR lesen und hören – in Büchern, Zeitungen, in den Nachrichten oder in Podcasts, dann können wir das viel besser einordnen und verstehen, denn wir haben all die persönlichen Lebensberichte unserer ZeitzeugInnen im Hinterkopf.

Für viele von uns war es auch ein Tag, der uns zum Nachdenken über unsere eigene Zeit und unsere eigenen Werte brachte. Bestimmt haben sich viele gefragt, ob wir heutzutage genauso reagieren würden. Wer von uns würde flüchten? Wer würde Widerstand leisten und wer würde aus Angst in einem solchen politischen System weiter mitmachen?

Der Zeitzeugentag hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und aus ihr zu lernen. Daniel brachte es am Ende des Tages auf den Punkt: „Ich finde es schade, dass wir dieses Thema doch relativ kurz im Geschichtsunterricht durchgenommen haben, da es ein sehr wichtiges Thema gerade für uns Deutsche ist und wir viel daraus lernen sollten.“

Wir bedanken uns für das Engagement unserer Schule und der Offenheit der ZeitzeugInnen, denn an diesem Tag haben wir nicht nur viel über die DDR gelernt. Wir haben auch etwas gelernt über Mut, Widerstand und die Bedeutung von Freiheit. Dieser Tag hat uns deutlich gemacht, dass Geschichte nicht nur in Büchern steht: Sie wird von den Menschen, die sie erlebt haben, erzählt und muss unbedingt weitergegeben werden.

Stella, ehem. Kl. 10

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