AG Jüdische Biographien

In diesem Jahr haben wir ein Projekt zur Erarbeitung der Biographien von ehemaligen jüdischen Schülerinnen und Lehrkräften des HLG auf den Weg gebracht. Dabei werden wir maßgeblich von Christina Igla von der Stolperstein-Gruppe der Hauptkirche St. Nikolai unterstützt. Vielen Dank schon heute für diese tolle und überaus versierte Begleitung!
Nach der Sichtung von vielen hundert Seiten Material aus dem Hamburger Staatsarchiv konnten durch Frau Igla ca. 300 Namen von Schülerinnen identifiziert werden, auf deren biographische Spuren wir uns im Rahmen einer AG mit Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgängen 9 bis S3 begeben wollen.

Gemeinsam werden wir das Staatsarchiv besuchen und uns unter professioneller Anleitung durch Dokumente ‚wühlen‘. Zusätzlich werden wir andere (auch digitale) Archive aufsuchen. In einem weiteren Schritt sollen dann biographische Textminiaturen zu den jüdischen Schülerinnen verfasst und schließlich dauerhaft im HLG präsentiert werden.
Die Arbeit im Archiv ist sehr spannend, weil man auf immer neue Pfade gelangt und weil man es mit echten, meist sehr alten Dokumenten zu tun hat, die eine ganz eigene ‚Aura‘ haben und einen auf fast ‚magische‘ Weise in die Geschichte hineinziehen. Zudem werden die Schülerinnen und Schüler dabei an die professionelle Arbeit mit Quellen herangeführt.

Drei Exkursionen haben im November zu dieser Recherche-Arbeit bereits stattgefunden:

  • Am 11. November haben wir erstmals bei einem gemeinsamen Besuch im Staatsarchiv die Spur jüdischer Schülerinnen aufgenommen. Die Durchsicht von Aufnahmelisten des HLG hat ergeben, dass zwischen 1910 und 1934 ca. 300 jüdische Schülerinnen die Schule besucht haben. Wir möchten zu einer ausgewählten Anzahl an Namen recherchieren. Schon jetzt steht fest, dass wir 2025 voraussichtlich 22 Stolpersteine vor dem HLG verlegen lassen werden; dies wird im Rahmen einer größeren Veranstaltung geschehen.
  • Dazu haben auch die Nachforschungen einer weiteren engagierten Schüler/innen-Gruppe im Staatsarchiv am 26. November beigetragen.
  • Einen Tag später, am 27. November, haben wir einen Ausflug zum Jüdischen Friedhof in Ohlsdorf unternommen; dort suchten wir einige Gräber ehemaliger jüdischer Schülerinnen des HLG und deren Familien auf. Zuvor haben wir die Steine, die während einer Stolpersteinverlegung in der Helene-Lange-Straße 1 durch die aus Israel und den Niederlanden angereisten Angehörigen den Ermordeten zu Ehren abgelegt worden sind, mit einer Gruppe Schülerinnen und Schülern bei der Urne mit Asche aus Auschwitz niedergelegt und begleitend dieses Gedicht, das während des Holocaust von einem unbekannten Poeten verfasst wurde, vorgelesen:

Das jüdische Stetl

Und einst

Gab es dort einen Garten

Und ein Kind

Und einen Baum.

Und einst

Gabe es dort einen Vater

Und eine Mutter

Und einen Hund.

Und einst war dort ein Haus

Und eine Schwester

Und eine Großmutter.

Und einst

Gab es dort Leben.

(Anonymer Poet, in: Safira Rappoport, Yesterdays and then Tomorrows, Yad Vashem, Jerusalem)

Babette Radtke

Bilder vom Jüdischen Friedhof an der Ilandkoppel in Ohlsdorf:

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