2013 -„Nyumbani – Heimat“ – eine deutsch-tansanische Theaterproduktion am HLG

DSCF5328Afrika-Europa, Tansania-Deutschland – das sind die Gegensatzpaare, die in der Theateraufführung „Nyumbani“ eine enorme Spannung und Dynamik entfalten. Zunächst sieht sich der wahrscheinlich weiße, europäische – und damit hegemoniale – und Zuschauer provoziert. Stumm fixieren „uns“ die tansanischen Darsteller, sodass „wir hier“ und „die dort“ stehen. Das Trennende wird so hervorgezerrt, ein Bekenntnis zu politischem Handeln eingefordert. Derart durcheinandergeschüttelt werden „wir“ in der nächsten Szene, gestützt von berührenden Gesangseinlagen, mitgenommen hin zu Grunderfahrungen von Menschsein, dem, was uns verbindet: Geburt, Aufwachsen, Erwachsenwerden, Träumen. In einzelnen videogestützten Episoden wird nun ein (Familien-) Geschichtenreigen mit autobiographischem Anstrich entfaltet, der in den Bann zieht. Auch komödiantische Elemente kommen jetzt zur Geltung, etwa, wenn ein gealtertes Paar sich über „die Jugend von Heute“ auslässt. Der Tonfall ist dem deutschen Zuhörer überraschend vertraut.

Einen starken Kontrast dazu bildet die Darstellung Hamburgs. Etwas klischeehaft wird das Leben in Europa/Deutschland/Hamburg als kalt, leer und herzlos dargestellt. Im materiellen Überfluss gibt es kein Verharren, die einzige Mitmenschlichkeit geht von einem Obdachlosen aus. Der tansanische Protagonist ist hin- und hergerissen zwischen seinen Erwartungen und der Realität, die er vorfindet. Hier werden parabelhaft globale Themen – Migration, Ungerechtigkeit, Ungleichheit – aufgezeigt, dabei aber auch erklärt und hergeleitet.

Im Schlussabschnitt tritt der Gegensatz in Tansania wieder stärker in den Vordergrund, wenn ein deutscher Regisseur mit seinen tansanischen Darstellern zusammentrifft und so das Erstellen des Theaterstücks zum Gegenstand der Bühnenhandlung wird. Auch hier wird die Schwierigkeit, sich „auf Augenhöhe“ zu begegnen, deutlich aufgezeigt, wenn es um den Aspekt Geld geht. Denn: Wer das Geld hat, hat die Macht. So hat die Theateraufführung vom großen Weltgeschehen bis hin zur „kleinen“ persönlichen Begegnung wunde Punkte aufgezeigt, die sich aber leider nicht wegwünschen lassen. Echte Partnerschaft sollte dies ertragen können – und kann vielleicht auch „heilend“ wirken.

Jörn

Serbser

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