Schulgeschichte

‚Konferenz-Protokolle 1933-1949‘

Genau ein Jahr ist es jetzt her, dass wir die „Konferenz-Protokolle 1933-1949“ unserer Schule herausgebracht haben. Ein Jahr in dem wir immer wieder gehofft haben, dieses hochinteressante Buch der (Schul-) Öffentlichkeit präsentieren zu können; Ideen und Material für diese Präsentation liegen schon lange in unserer Schublade… Doch wie so vieles wurden auch diese Pläne 2020 durch ‚höhere Gewalt‘ durchkreuzt – und auch 2021 scheint uns noch kein grünes Licht zu geben. Gleichwohl halten wir an unserem Vorhaben fest! Solange beschränken wir uns auf die Vorstellung des Buches in schriftlicher Form, z.B. im Jahrbuch oder hier auf der Homepage des HLG:

Nach eineinhalb Jahren Transkription, Recherche und Layout halten wir Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung des ‚Ehemaligenvereins des HLG e.V.‘ seit dem Frühjahr 2020 ein 440 Seiten starkes Buch in der Hand, das uns Aufschluss gibt über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

Mit oder ohne Lesung – aufschlussreich sind die Protokolle so oder so! Gewähren sie uns doch Einblicke in die unaufhaltsame Entwicklung seit 1933, die direkt in die Katastrophe führte. Und gerade die Aufzeichnungen aus dem Bereich ‚Schule‘ knüpfen da an, wo das Bewusstsein junger Menschen für Politik, globale Zusammenhänge, Vergangenheit und Zukunft geschärft wird; und genau diese Lebensphase wurde damals auf tragische Weise missbraucht, indem die Beeinflussbarkeit und Wankelmütigkeit in der Zeit des Erwachsenwerdens ausgenutzt wurde, um – wie im Fall des Nationalsozialismus – dem völkischen Gedankengut Vorschub zu leisten. Anders als heute, wo Schülerinnen und Schüler zur Demokratie erzogen werden, lernen, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich für Minderheiten einzusetzen – oder, wie das Leitbild des HLG es ausdrückt: ‚Wir lernen und leben Weltoffenheit, Toleranz und Zivilcourage‘ – wurden sie in jener Zeit zu stumpfem Gehorsam und rassistischem Denken gedrillt. Und es ist genau dies, was aus den Protokollen herauszulesen ist; fast jedes Protokoll beginnt mit dem (besonders interessanten) Bericht des Schulleiters aus der Schulbehörde, womit dem Kollegium immer auch die aktuellen Restriktionen und Anweisungen für den Schulalltag ‚von oben‘, also seitens der Schulpolitik bekanntgegeben wurden. Soweit die Entwicklung vor und bis in den Krieg hinein…

Das gleiche Protokollbuch wird nach dem Krieg, im August 1945, fortgeführt. Es herrschte Mangel an allem, so auch am Papier, weshalb die noch freien Seiten des gleichen Buches genutzt wurden. Aber der Tenor der Protokolle ist von einer Seite zur anderen ein ganz anderer: Begriffe wie etwa Entnazifizierung, Hunger und Kälte, Flüchtlinge, Kriegsopfer und Mangelerscheinung beherrschen die Aufzeichnungen. Im Gegensatz zu ‚Führer‘ und ‚Heil Hitler‘ gehört nach 1945 in Hamburg die ‚britische Militärregierung‘ zum Vokabular. Die demokratische Erziehung lernt mit kleinen Schritten laufen, erste Versuche, mit dem noch kurz zuvor feindlichen Ausland freundschaftliche Austausche ins Leben zu rufen, lassen den Leser schon eine ‚neue Zeit‘ erahnen. Keine heroischen Parolen bestimmen jetzt die Notizen aus den Konferenzen, vielmehr sind Demut und Bescheidenheit spürbar. Gleichwohl ist die Aufbruchstimmung gepaart mit zuversichtlicher Energie der ersten Schulleiterin nach `45, Frau Dr. Margarete Sturm, beeindruckend.  Sie war es, die die Fäden in die Hand nahm und die Schülerinnen in eine neue Ära führte. Ein großer und entschlossener, aber auch erfolgreicher Kraftakt!

Und vielleicht ist es jene Zeit, die wir uns momentan manchmal vor Augen führen sollten, wenn in den Medien im Zusammenhang mit Corona, Lockdown und Homeschooling von einer ‚verlorenen Generation‘ gesprochen wird!? Die Heranwachsenden der Krieg- und Nachkriegsjahre gehörten wohl eher einer verlorenen Generation an und haben es dennoch geschafft – schaffen müssen! Und Einsichten dieser Art sind es, die, neben den historischen Erkenntnissen, den Wert der ‚Konferenzprotokolle 1933-1945‘ ausmachen und sie lesenswert machen; Geschichtsunterricht wie historisches Interesse können durch diese Dokumente mit allen enthaltenen Recherchen und Fotos bereichert werden.

Babette Radtke

P.S: Das Buch „Konferenz-Protokolle von 1933 – 1949 der Helene Lange-Oberrealschule“ ist im HLG für 20 Euro erhältlich.


Ein Schulgebäude im Wandel der Zeit

Die „Höhere Mädchenschule Hansastraße“ wurde nach den Entwürfen von Bauinspektor Albert Erbe* in den Jahren 1908-1910 erbaut. Erbe griff bei der Gestaltung seiner Bauten bewusst auf den Stil der Hamburger Bürgerhäuser des 17. und 18. Jahrhunderts. So präsentiert sich das HLG als heller, dreigeschossiger Bau, aufgewertet durch verschiedene Werksteinelemente und barock geschweifte Giebel.

Die Ausstattung war für damalige Zeiten modern: 18 großräumige Klassen mit zwei Ersatzklassen, gut ausgestattete Chemie- und Physikräume und eine Turnhalle. Die große Aula für Aufführungen und Versammlungen war zu Kaisers Zeiten nur den höheren Schulen vorbehalten.

HLG – gestern und heute:

Gleich im ersten Jahr nach der Eröffnung 1910 war klar, dass die Klassenzahl nicht der großen Zahl der Anmeldungen gerecht werden konnte. Es erfolgte 1914 eine bauliche Erweiterung unter Leitung von Fritz Schumacher.

Im Juli 1943 wurde das HLG von Bomben beschädigt. Besonders der Aulatrakt wurde getroffen, wobei auch die Orgel zerstört wurde und was zur Schließung des Schulbetriebs bis Ende des Krieges führte.**

Schon in den Nachkriegsjahrzehnten wurden viele notwendige Renovierungen vorgenommen. Der ganz ‚große Wurf’ gelang aber in den vergangenen zehn Jahren:

In den Jahren nach 2003 wurde das HLG runderneuert:

  • Alle Räume bekamen neues Mobiliar und wurden gestrichen.
  • Das Souterrain konnte so ausgebaut werden, dass die Kantine und das Lernzentrum dort untergebracht werden konnten.
  • 2006 kam die Genehmigung zur Fenstersanierung; seitdem schmücken wieder Sprossenfenster im Stil des Baus von 1910 das HLG.
  • Ein neu gedecktes Dach mit roten Ziegeln folgte 2009; aus Denkmalschutzgründen wurden Türme und Fenstersimse – wie einst – mit Kupfer versehen.

turm hlg   blick vom hlg dach

  • Um der medialen Entwicklung gerecht zu werden, sind mittlerweile alle Räume der Schule vernetzt.
  • Die Aula wurde pünktlich zum 100. Geburtstag des HLG im Jahr 2010 generalüberholt, wobei dank Spenden des Ehemaligenvereins eine neue Beleuchtung eingebaut wurde.
  • 2011/2012 bekam der naturwissenschaftliche Raum ein neues Gesicht. Der einstige Hörsaal wich einer modernen Ausstattung, die allen heutigen Ansprüchen gerecht wird.
  • Auch hat zunehmend die ‚alte grüne Tafel’ ausgedient und dem weißen multifunktionalen Smartboard und Platz gemacht.

…um hier nur einige der erfolgten Maßnahmen zu nennen…

Auch in den kommenden Jahren werden die Hände sicher nicht in den Schoß gelegt; weitere Ideen und Sanierungen warten schon auf ihre Umsetzung…

*Erbe baute ebenfalls das Bismarck-Gymnasium sowie das KaiFU

**Auszüge aus der Festschrift „100 Jahre HLG“, 2010

Fotos: Schularchiv, Ehemaligenverein

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