„Our home is your home“ – Austausch nach Tansania

Seit vier Jahren war das erste Mal wieder eine Gruppe vom HLG mit 12 Schüler/innen zusammen mit Herrn Rosenke und Frau Volland bei unserer Partnerschule Kiluvya Secondary School, kurz KVSS, in Dar es Salaam, Partnerstadt von Hamburg und größte Stadt in Tansania. 16 Tage verbrachten wir dort mit vielen persönlichen Kontakten zu tansanischen Schülern, Schülerinnen, Lehrerinnen und Lehrern, erlebten den Schulalltag, den Alltag in einer Familie, und verbrachten zusammen mit einer tansanischen Gruppe vier Tage auf Sansibar. 

Wir beide haben uns für den Austausch beworben, weil wir neugierig waren, wie das Leben von tansanischen Jugendlichen aussieht. Wie sehen sie die Welt? Können wir als Jugendliche im gleichen Alter zusammen Spaß haben trotz der großen kulturellen Unterschiede und der Art, wie wir aufgewachsen sind?

Als wir bei unserer Ankunft aus dem Flugzeug ausgestiegen sind, waren wir erstmal ganz schön geflasht: Einmal von der drückenden Hitze, bei unserem Abflug in Hamburg waren es 12 Grad und es hat geregnet, doch hier – weniger als 48 Stunden später – wurden wir mit 31 Grad in der Nachmittagshitze empfangen. Außerdem war die Großstadt Dar es Salaam einfach völlig anders als Hamburg. Wir sind auf teilweise ungeteerten und entsprechend holprigen Straßen, an nur provisorisch abgesperrten Baustellen in einem viel zu engen Bus mit viel zu lauter Musik und draußen viel zu hohen Temperaturen, einer aber gleichzeitig zu stark eingestellten Klimaanlage durch die Gegend gefahren. Aber schon nach wenigen Stunden und einem sehr herzlichen Empfang in der Schule mit einem Plakat mit der Aufschrift

„Our home ist your home – Helene-Lange-Gymnasium“

wurde es dann nach wenigen Tagen einfacher. Nach etwas Sightseeing in den ersten Tagen und Besuchen des Unterrichts ging es dann für uns zu zweit oder zu dritt für drei Nächte in Gastfamilien. Alle Gastfamilien waren sehr nett und zuvorkommend, der Empfang war herzlich.

In der Familie von Naomi haben wir direkt am ersten Abend Kangas (traditionelle tansanische Tücher) geschenkt bekommen und haben jeden Abend zusammen Uno gespielt. Wir haben rohe Kokosnuss probiert, beim Kochen zugeschaut und gelernt, wie man Ugali kocht (traditionelles Essen aus Maismehl). Naomi hat uns ihren Garten und die Pflanzen ihres Onkels gezeigt (Cassava, Mango und Süßkartoffel). Beeindruckt hat uns, dass sie jeden Morgen um halb sechs Uhr aufsteht, den Abwasch vom Vorabend macht, das Frühstück vorbereitet und dann in die Schule geht. Und wenn sie aus der Schule kommt, dann bereitet sie das Abendessen vor, wäscht Wäsche, kocht, macht den gesamten Haushalt, dann Hausaufgaben, schaut eine Stunde Fernsehen und geht Schlafen.

In der Familie von Nancy und Joanita haben wir schnell herausgefunden, was für gemeinsame Interessen wir haben: Singen und Tanzen. Außerdem haben wir an fast allen Abenden drei bis vier Stunden lang gekocht. Wir waren sehr beeindruckt, da wir alles – vom Sortieren der guten und schlechten Reiskörner bis hin zum eigentlichen Kochen – selbst gemacht haben. Und dies vor allem zusammen. Den letzten Abend werden wir nie vergessen, da wir alle gemeinsam Flaschen mit Bananenbaumrinden, Wolle, Perlen u. ä. dekoriert haben und dabei sehr viel Spaß hatten. Jetzt hat jede von uns ein besonderes Erinnerungsstück zuhause, das zusätzlich auch noch sehr weit gereist ist.

Vorgegebenes Thema des Austausches war der Umgang mit Krisen und Resilienz, dem wir uns an drei Schulvormittagen zusammen mit dem Unesco-Club der KVSS gewidmet haben, was jedoch nicht ganz einfach war. Unsere Definition von einer Krise war ähnlich, aber in unserem Umgang mit Krisen gab es Dinge, die uns überrascht haben: Zum Beispiel haben wir festgestellt, dass wenn wir in Deutschland über Krisen sprechen, egal ob persönliche oder die ganze Welt betreffende, sprechen wir häufig über unsere Ängste und Sorgen und wie schlimm das alles ist. Wohingegen die tansanischen Schülerinnen und Schüler gesagt haben, dass sie eher darüber sprechen, wie sie mit den Krisen umgehen können und einen viel lösungsorientierteren Zugang haben. Davon können wir uns was abschauen, finden wir.

Interessant für uns war auch, ein völlig anderes Schulsystem zu erleben. Uns ist aufgefallen, dass der Unterricht an der KVSS deutlich faktenbasierter und autoritärer ist als hier. Die Lehrerinnen und Lehrer haben immer wieder Pausen gemacht, in denen die Schülerinnen und Schüler den Satz vervollständigen sollten. Schockiert hat uns, dass Schülerinnen und Schüler bei schlechtem Benehmen als Bestrafung mit Stöcken geschlagen werden. Das haben wir zwar nicht mitbekommen, aber es wurde uns erzählt.

Hinzu kommt, dass es in einer Unterrichtsstunde beispielsweise um Korruption ging, die Stunde war inhaltlich sehr gut aufgearbeitet, jedoch hat der Lehrer nichts abgeleitet, was die Schülerinnen und Schüler nun damit anfangen sollen, bzw. was daraus folgen soll: Ein schärferes Auge im täglichen Leben?

Was uns außerdem aufgefallen ist, dass die Geschichtsbücher den Kolonialismus ganz anders und deutlich ausführlicher und reflektierter thematisieren als das in unseren der Fall ist. Davon könnten wir uns auch mal eine Scheibe abschneiden. J

Was uns während unserer Zeit in Tansania beide persönlich am meisten beeindruckt hat, ist wie freundlich und zuvorkommend die Menschen waren und wie groß ihre Lebensfreude ist. Die Menschen hatten einfach extrem viel Spaß an allem, was sie mit uns gemacht haben. Vor allem war es sehr berührend, dass sie diese konstante Freude und Gemeinschaft gezeigt haben, obwohl ihre Lebensumstände aus unserer Sicht gar nicht so einfach sind und, obwohl die Armut für uns teilweise sehr sichtbar war. Überall hat man eine starke Verbindung der Menschen untereinander gespürt und wir denken, dass genau das den Menschen dort Halt gibt. Eine andere wichtige Rolle spielt vielleicht der Glaube, die meisten sind entweder christlich oder muslimisch und bei jeder Veranstaltung haben alle immer gemeinsam gebetet. Auch gemeinsames Tanzen hat eine große Bedeutung – in der Schule, im Alltag, in der Familie und ganz besonders bei Feiern. Nach der Welcoming Ceremony ist fast die ganze Schule (1.300 Schülerinnen und Schüler mit den Lehrkräften) aufgestanden und hat zusammen mit uns getanzt.  

Während der Reise sind auch wir als HLG-Gruppe immer weiter zusammengewachsen. Viele von uns kannten sich anfangs kaum und trotzdem hat es sich am Ende oft angefühlt, als würden wir uns alle viel länger kennen. Wir haben einfach gemeinsam viel erlebt und hatten auch viel Spaß zusammen. Vor allem die Abende, an denen wir den Tag reflektiert und danach zusammen Werwolf gespielt haben, waren besonders. Ein besseres Dorf Düsterwald wird man einfach nicht finden ;-)

Für uns war die Reise eine beeindruckende und prägende Zeit! Die Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie deren Familien und die gemeinsamen Momente werden immer Teil unseres Herzens bleiben.

Gespannt sind wir auf den Gegenbesuch im Sommer 2024!

Nuria und Matilda (10 e) für die Austausch-Gruppe

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